Chaos Control 06, 10.5.2006 – Review

Am 10. Mai 2006 fand im Juridicum bereits zum 7. Mal das Symposium Chaos Control zum Thema Wissenskartelle statt. Initiatoren sind das Juridicum Online, der Universitätslehrgang für Informationsrecht und Rechtsinformation, die Stadt Wien und die Wirtschaftskammer Österreich.
Die Veranstaltung wurde in 4 Panels unterteilt, mit folgenden Inhalten (Die Texte dazu stammen vom Informationsmaterial):
Panel 1: IT und Gender
Neue Räume für alte Möbel? Geschlechtergleichheit als Gewinnerin und Opfer heutiger Informationstechnologien.
Technische Neuerungen lassen sich gut über einen kulturoptimistischen Anstrich vermitteln. Zugleich geschieht es häufig, dass sie dabei für Herrschaftsprojekte vereinnahmt werden. Dies gilt auch für die neuen Informationstechnologien: Die Verheißung, über gleichsam grenzenlose Kommunikation das Leben um eine Vielzahl neuer Wahlmöglichkeiten und Qualitäten zu bereichern, fasziniert.
Panel 2: Ziel und Zelle – Terror und Spionage im Netz
Die Bedrohung von Gesellschaft und Staat müssen nicht zwingend militärischer Natur sein. Technische Globalisierung und Vernetzung in industrialisierten Gesellschaften bieten nahezu ideale Voraussetzungen für feindliche Handlungen. Neben der klassischen Form der Terrorausübung zur Erreichung politischer Ziele sehen sich die westlichen Industrie- und Wissensgesellschaften immer mehr durch das Handeln von staatlichen Nachrichtendiensten im Interesse der Wirtschaft herausgefordert.
Panel 3: Google-ization
Die Suchmaschine Google hat sich innerhalb weniger Jahre zu einer informationstechnischen Institution entwickelt. Wer Inhalte in den digitalen Netzen sucht, greift dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den kalifornischen Suchdienst zurück. Symptomatisch für die Durchdringung der Alltagskultur der Informationsgesellschaft mit dem System Google ist die Aufnahme von „googlen“ in den Duden. Google hat sich mittlerweile zu einem Beinahe-Medienmonopol entwickelt.
Das Panel Googleization widmet sich folgenden Themen:
* Google Zensur
* Google Ergebnisse
* Google Print
* Google Konzern
Panel 4: Patente und Generika – Macht Recht krank?
Dieses Panel habe ich mir nicht mehr angehört und somit werde ich nicht mehr näher darauf eingehen.

Nun zu meinen Eindrücken zum Event selber.
Die Eröffnung nahm der Studiendekan des Juridicums vor. In seiner kurzen Rede sagte er, dass heuer das Chaos Control bereits zum 7. Mal in „seinem“ Haus veranstaltet wird und er jedes Jahr aufs neue sehr froh über diese Veranstaltung sei.
Gleich im Anschluss begann auch schon das erste Panel.
TeilnehmerInnen waren: Dr. Nikolaus Benke (Universität Wien), MMag Dr. Madeleine Petrovic (Die Grünen), Mag. Dr. Eva Flicker (Universität Wien) und die Moderation übernahm Mag. Dr. Elisabeth Holzleithner (Universität Wien).
Als Einstieg in das Symposium war das Thema Frauen in der IT ganz in Ordnung. Wie man schon bei den Vortragenden merken kann, waren dies fast nur Frauen. Dr. Benke begann mit dem teilweise etwas heiklen Thema und sprach im Allgemeinen von Gender Impact Assessment, Rechte und Rechteverteilung, Repräsentation in der Gesellschaft, Ressourcen (Gender Studies) und die Rollen (Ideologien der New Economy). Danach folgte die grüne Politikerin Dr. Petrovic mit einigen Hinweisen zur vorhandenen Kluft zwischen Frauen und Männern in Österreich. Zusätzlich ist Sie der Meinung, dass IT-Ausbildung und IT-Jobs nicht als Führungskräfte für die Zukunft gedacht sind. Im Allgemeinen empfindet Sie das österreichische System in allen Bereichen kontrakproduktiv, besonders auf die Gesellschaft bezogen. Dr. Flicker präsentierte einen übersichtlichen Vergleich der Verwendung des Computers von Frauen und Männern und die Nutzung des Internets. Ein weiteres brisantes Thema war „Gewalt in Spielen“. Leider ist die Herangehensweise an dieses schwierige Thema in der Politik, wie auch in einigen forschungstechnischen Einrichtungen total falsch und somit werden die Befürworter und Unterstützer dieses Genres immer als „Killer“ abgewertet. In Deutschland wird bei der Killerspiel-Debatte ein noch viel radikalerer Weg eingeschlagen. Ich hoffe nur, dass diese größtenteils falsche Entwicklung nicht bei uns in Österreich 1 zu 1 übernommen wird.

Das zweite Panel beschäftigte sich mit Terror und Spionage im Netz und war sehr hochkarätig besetzt. DI Reinhard Hutter (Center for European Security Strategies), DDr. Heinz Vetschera (Landesverteidigungsakademie), Dr. Ernst Strasser (Bundesminister für Inneres a.D.), Mag. Thomas Havranek (The Merchant International Group Limited), Dr. Peter Pilz (Die Grünen) und der Moderator Rainer Nowak (Die Presse).
DI Hutter bereitete eine Präsentation rund um Terrorismus, Cyberterrorismus, Bedrohungstrends und die Entwicklung und Gefährdung der Informationsgesellschaft auf. Besonders wichtig nach seiner Ansicht ist die Zusammenarbeit der „Key Players“. Diese sind die Gesellschaft, die Wirtschaft und der Staat. Die Gesellschaft und der Staat sind durch die Medien verzahnt und die Wirtschaft ist durch Forschung mit dem Staat verbunden. Als Schlagwort dazu benutzte er PPP, was ausgesprochen Public Privat Partnership heißt.
Daraufhin folgte DDr. Vetschera, der die Informationsgesellschaft als 3. Welle in der Evolution bezeichnete. Besonders gefährlich sei die Abhängigkeit von Informationstechnologie. Ein weiterer Punkt seiner Rede betraf die Terminologie des Terrorismus. Terror bedeutet Angst und der Gegner möchte durch diese Angst beeindrucken und die eigenen Leute dadurch stärken und Sicherheit vermitteln. Dieses Vorhaben gelingt besonders dort, wo Armut für eine große Schicht im Alltag eine bedeutende Rolle spielt.
Mag. Havranek zeigte einige Beispiele der Wirtschaftsspionage. Der größte Anteil an geklauten Ideen kommt demnäch aus der USA. Dort ist es schon einige Male der Fall gewesen, dass diverse Geheimdienste, egal ob CIA, FBI oder NSA, verschiedenen in den USA ansässigen Firmen Informationen von anderen Technologien besorgt haben, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Zum Abschluss dieses Panels waren die Meinungen von Dr. Strasser und Dr. Pilz gefragt. Besonders Dr. Pilz ging besonders auf das sehr aktuelle Thema Data Retention ein. Ein weiterer Punkt in seiner Rede war die Sicherheit in Europa an einigen simplen Beispielen, wie der Verwundbarkeit von Atomreaktoren, aufzuzeigen.
Also besonderes Schmankerl wurden allen interessierten Zuhörern die Möglichkeit gegeben Fragen und natürlich auch Meinungen preiszugeben. Besonders bei diesem Panel wurde sehr lange diskutiert und es kamen einige wichtige Punkte zum Vorschein. So bestätigte Dr. Pilz auf Anfrage eines Rechtsanwaltes, dass es beim Datenschutzgesetz einige Gesetzeslücken gibt.

Google-ization war die Hauptüberschrift des dritten Panels. Als Redner dienten der bekannte Rechtsanwalt Dr. Thomas Höhne (Höhne, In der Maur & Partner), Dr. Nikolaus Forgó (Universität Wien/Hannover), Mag. Dr. Walter Seböck (Donau-Universität Krems), Dr. Carsten Schulz (Taylor Wessing) und als Moderator fungierte Dr. Gerhard Laga (Wirtschaftskammer Österreich).
Wer Dr. Höhne kennt, der weiß, dass er immer sehr gute Vorträge hält und auch einige amüsante Aspekte aufheitern und dadurch die Leute nicht die Aufmerksamkeit verlieren. Die Themen seiner Präsentation befassten sich mit der Entstehung und dem Börsegang von Google und der Aufnahme von googlen in den Duden, welches man durchaus mit Macht assoziieren kann. Da auch bei Google die Zensur eine große Rolle spielt, wurden die Beispiele Frankreich, Deutschland und besonders China kurz aufgezeigt. Weitere Beispiele der Machtdemonstration von Google war die Entfernung von BMW Deutschland und Automobile aus dem Suchindex, welche Doorwaypages für die Suchmaschinen-Robots verwendeten. Ein anderes Betätigungsfeld von Google, das sehr viel Aufmerksamkeit, besonders von Universitäten und Bibliotheken bekommen hat, war die Ankündigung von Google Print und somit der Digitalisierung aller Bücher. In der Zwischenzeit mussten bereits Änderungen an den Plänen vorgenommen werden, da nicht alle Verleger mit dem Einscannen ihrer Werke einverstanden waren. Wie und wann die Veröffentlichung von Google Print stattfinden wird, ist bis heute nicht bekannt.
Dr. Forgó hatte auch einigen Themen vorbereitet, die von Dr. Höhne bereits angesprochen wurden. Durch diese Gegebenheit musste er seine Präsentation etwas umschichten. Um die Macht von Google zu demonstrieren zeigte er einige Google-Angebote anhand von Beispielen inklusive einer kurzen Erklärung. Die wichtigsten Beispiele waren GMail, Blog Search, Personal Search, Desktop Search, Book Search, Google Earth, Google Finance, Google Scholar und Google Video. Als besonderes Extra wurden die Problemstellen bei diesen Angeboten aufgezeigt. Für alle, die bereits Erfahrung mit Google als Webmaster und/oder Administrator gemacht haben, können davon ein Lied singen. Gemeint ist die Entfernung von Inhalten aus dem Google-Suchindex. Wenn man keinen Kontakt zum Webmaster hat, scheint dieser Wunsch wohl ein Wunsch zu bleiben, da nur durch Änderung des Administrators Informationen aus dem Suchindex entfernt werden können.
Mag. Dr. Seböck beanstandete wie auch schon sein Vorgänger als Vorredner Dr. Höhne zu haben, ist nicht von Vorteil, da so bereits einige Punkte angesprochen wurden und dadurch nicht mehr von Bedeutung sind. Dr. Seböck konzentriete sich im Allgemeinen auf die Firma Google und versuchte zu verdeutlichen, dass Google nicht böse ist. Denn Google ist eine Firma und eine Firma versucht durch Produkte Kunden an sich zu binden und in der kommerzialisierten Welt zu bestehen. Diese Erklärung erscheint plausibel und kann man den Menschen aufzeigen, wenn sie vom bösen Google sprechen.
Dr. Schulz versuchte die Rahmenbedingungen von Suchmaschienen im Allgemeinen verständlich zu machen und erklärte, dass es für Suchmaschienenbetreiber nicht einfach ist, mit dem Urheberrecht nicht in Konflikt zu treten. Er betonte besonders die Darstellung und Aufbereitung von Informationen wird für die Zukunft wichtig sein.

Als Resümee möchte ich zu dieser Veranstaltung sagen, dass es wirklich Spaß gemacht hat, bei diesem Symposium dabei gewesen zu sein. Die Themen wie auch die Redner waren hervorragend und auch das Publikum brachte einige interessante Aspekte ein. So ergriff ich bei Panel 1 die Möglichkeit und versuchte das Thema „Gewalt in Spielen“ etwas zu relativieren und bei Panel 3 als Anmerkung die Präsentation „Epic 2015“ mit dem Google Grid in die Menge zu werfen. Durchaus mit Erfolg möchte ich behaupten. Ich bin froh über diese Veranstaltung durch futurezone erfahren zu haben. Zu Beginn hab ich gezögert am Chaos Control 06 teilzunehmen. Für alle, die nicht die Möglichkeiten hatten im Jahr 2006 an diesem großartigen Event zu partizipieren, soll dieses Review einen Überblick bieten. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung im Jahr 2007.

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